Landläufig meint präventives Handeln eine „vorausschauende Problemvermeidung“. Vermutlich achten Sie bereits darauf, bestimmte Lebensrisiken nicht oder nicht mehr einzugehen oder sich, Ihr Umfeld oder Ihre Habe gegen mögliche Schäden „so gut es eben geht“ abzusichern. Wer an Prävention denkt, dem fallen dabei in der Regel zwei Begriffe ein: „Vorsorge“ und „Versicherung“.
Unser Verständnis von Krisenprävention weicht von diesem Bild ab – denn: Krisen lassen sich nicht vermeiden, soll die Teilhabe am täglichen Leben nicht aus lauter Angst vor Widrigkeiten eingestellt oder begrenzt werden. Wenn wir hier also von Prävention sprechen, dann meinen wir die Bewusstmachung von Wirkungen nicht vollends auszuschließender Krisenereignisse der Lebensphase, die ab heute vor Ihnen liegt. Ein solcher Blick in die Zukunft vermag also nicht, Krisen zu verhindern. Schon in wenigen Minuten kann Sie ein Anruf erreichen, dessen Inhalt Ihr Leben in einen schmerzlichen Umbruch führen wird, schon in wenigen Stunden könnten Sie sich durch eine unerwartete Situation in einer Lage befinden, die Sie in eine Grenzerfahrung führt. Es mag sein, dass Sie manche Ereignisse für sehr unwahrscheinlich halten, andere hingegen sind für Sie vielleicht bereits absehbarer als für andere Menschen. Wie, was und wann auch immer: Letzten Endes geht es darum, dass ein Mensch in einer Krisensituation wieder „ins Handeln“ kommt.
Aus über 20 Jahren der Arbeit mit Menschen in Sinn-, Berufs- oder Lebenskrisen wissen wir um die Hindernisse, die auszuräumen sind, wenn bei aller emotionaler Überflutung, körperlicher Erschöpfung und der „Leere“ im Kopf die Frage zu beantworten ist: „Und nun?“ Vor dieser Frage stehen alle Menschen irgendwann im Verlauf eines Krisenprozesses – und da waren wir selbst auch keine Ausnahme. Dieses „und nun?“ wird für viele Menschen zu einer Art „zweiter Krise“. Erst wird der Verlust, die Verfehlung oder die Trennung, die meist die Krise auslösen, bearbeitet. Aus der anfänglichen Ungewissheit wird Gewissheit, aus der emotionalen Belastung entwickelt sich mit der Zeit die Annahme der Situation – „und nun?“ Jeder Coach, jeder Therapeut, auch jeder Freund wird nun wohl versuchen, mit dem Betroffenen daran zu arbeiten, wieder „in die Handlung“ zu kommen. Und genau das fällt vielen Menschen schwer.
Nicht nur eine reale Krise, sondern auch eine auf die eigene Persönlichkeit zugeschnittene, präventive Betrachtung von Krisenszenarien bieten entscheidende Impulse, Lernprozesse zu initiieren und Klärungsarbeit zu leisten. Eine derartige Präventionsarbeit überwindet das menschliche Verhalten, sich in Sicherheit zu wähnen und bislang bewährtes Denken und Handeln auch dann noch beizubehalten, wenn es sich zur Bewältigung der eingetretenen Situation nicht mehr anbietet.
Unser Krisenpräventionskonzept macht auf angemessene Weise die bisherigen, „konservierten“ Denkmuster deutlich und regt dazu an, Verhaltensprägungen oder Tunnelblicke zu hinterfragen und konkrete, alternative Umgangsweisen für den weiterhin natürlich nicht erhofften Eintritt einer Krise zu entwickeln.